Woolhandling

Woolhandling

Das Sortieren der Schafschurwolle direkt bei der Schur hat eine lange Tradition. Die Wollpartien der einzelnen Körperteile haben sehr unterschiedliche Qualitäten bedingt durch genetische Veranlagung (Haardicke, Haarkräuselung, Haarfarbe) und äußere Einflüsse wie Verschmutzung, Reibung, Druck, Feuchtigkeit.

Bei der Sortierung während der Schur werden die Partien der Bauchwolle, der Schwanzwolle, der Beinwolle und der Kopf-/Nackenwolle sowie unerwünschte Pigmentierte Haare aus dem Vlies heraussortiert. Das Vlies ohne diese (oft verschmutzten) "Randpartien" wird separat gelagert bzw. verpackt. Die Technik des Sortierens beim Scheren und das Verpacken (Einwickeln des Vlieses) bezeichnet man im Englischen als Woolhandling.

Um die alte Tradition der Wollsortierung bei der Ernte der Schafschurwolle zu demonstrieren und wieder zu beleben, organisiert der VDL Arbeitskreis "Schafschur und Schafwolle" im August 2011 die erste Deutsche Wollhandling Meisterschaft.

Bei der neuseeländischen Methode der Schafschur (Bodenschur) wird zunächst die Bauchwolle, dann die Bein-, und Schwanzwolle und noch die Kopfwolle abgeschoren bevor der Scherer das Vlies am Hals trennt und dann in einem Stück abschert. Wie leicht zu erkennen ist, hat der Ablauf dieser Schertechnik seinen Ursprung in der Sortierung der Wolle. Nur mit dieser Schertechnik kann man die Wolle der einzelnen Randpartien sauber von der Vlieswolle trennen. Der Wollhandler muss dabei genauso schnell arbeiten wie der Scherer. Wenn dann noch ein Wollhandler für zwei Scherer eingeteilt ist, wird das Sortieren (wie auch das Scheren) zum Sport.

Woolhandling ist in Neuseeland, Australien und GB nicht nur ein gut bezahlter Job es ist auch eine Wettkampfdisziplin der dortigen Schafschurmeisterschaften. Bei der Schafschur WM, den Golden Shears, sind in den vergangenen Jahren auch TeilnehmerInnen aus Deutschland im Woolhandling Wettbewerb gestartet. Nach einer kurzen Einführung war Ina Ritter die Erste, die sich 2003 in Schottland der Konkurrenz stellte. Stefanie Kuschus, die im Winter in Neuseeland arbeitet, hat bei ihrer WM-Teilnahme in diesem Jahr in Wales schon Wettkampferfahrung aus Down Under mitgebracht und konnte einige Konkurrenten hinter sich lassen. Zur WM kann jedes Land 2 TeilnehmerInnen je Disziplin (Schafschur, Scheren mit Wollschere, Woolhandling) anmelden.

Bei der deutschen Schafschurmeisterschaft im August 2011 in Wüsting geht es uns darum, mit viel Spaß für die Teilnehmer und Richter einen Einstieg in die Wettkampfpraxis zu bekommen und die Arbeit des Wolle Sortierens zu demonstrieren. Dies gilt auch als die 1. Deutsche Woolhandling-Meisterschaft in Deutschland.

 

In jeder Runde muss ein Teilnehmer für 2 Schurplätze die Wolle wegräumen. Bei 4 Schurplätzen können also 2 Teilnehmer- Innen pro Runde Starten. Dabei arbeiten die 2 Scherer eines Teilnehmers zeitversetzt, sodass nicht gleichzeitig an den zwei Schurständen die gleichen Sortierarbeiten anfallen. Die Scherer werden durch einen Kommentator angeleitet, synchron zu scheren, damit die Wettkämpfer gleiche Bedingungen haben. Nachdem das letzte Schaf geschoren ist, beginnt die Wettkampfzeit für die Erledigung aller Arbeiten: Vliese zusammenrollen, Schurplätze reinigen und Wollreste sortieren. Hat der Teilnehmer alle Arbeiten erledigt und hebt den Arm, wird seine Zeit gestoppt. Wie beim Scheren geht es um Technik, Sauberkeit und Zeit.

Weitere Informationen erteilen Anette Wohlfarth, Tel.: 07 11 / 16 65 54 0, Email: info@schaf-bw.de und Michael Gertenbach, Tel.: 04 41 / 80 16 17, Email: michael.gertenbach@lwk-niedersachsen.de

Michael Gertenbach